Der 23-jährige Gregor Matl aus München ist der Bundessieger des Bundeswettbewerbs Informatik 2013/14. Nach einem Informatik-Bachelor in München und einem Mathe/Informatik Master in Oxford schickt er sich nun an, eine Promotion im Fach Informatik zu beginnen. (Stand: 17. Dez. 2019)

Informatik bedeutet für mich ganz dem Namen entsprechend, möglichst viele Menschen mit möglichst hilfreichen Informationen zu versorgen und so eine Welt, die immer enger verflochten ist, möglichst effizient zu organisieren. Durch den Zugang zu Informationen kann die Informatik Menschen schlauer machen und erlaubt ihnen so, informierte Entscheidungen zu treffen!

Was waren Ihre ersten (aktiven) Erfahrungen mit Informatik?

Als Schüler habe ich ab und zu am Computer gespielt und bald darauf begonnen, ganz kleine Spiele (z.B. eine Art Tetris) selbst zu schreiben. Auf diese Weise habe ich meine erste Programmiersprache Java kennengelernt.

Was interessiert Sie an Informatik besonders?

Viele interessieren sich ja vor allem für die Softwareentwicklung, wollen Apps, Websites und andere hilfreiche Programme bauen. Das macht mir natürlich auch Spaß, aber am meisten begeistert mich der theoretische Teil der Informatik, in dem auch viel Mathematik steckt. Dazu zählt die Algorithmik; ich mag die Herausforderung, für ein bestimmtes, oft abstraktes Problem auf Basis mathematischer Eigenschaften ein möglichst zuverlässiges und effizientes Lösungsverfahren zu entwickeln. Auch andere Bereiche wie Kryptographie finde ich sehr spannend. Und überall in diesem Umfeld gibt es noch Unmengen hoch relevanter offener Fragen und ungelöster Probleme, die alles umso reizvoller machen.

In welcher Form beschäftigen Sie sich auch in der Freizeit mit Informatik?

Jedes Jahr schickt Deutschland ein Team aus vier Schülerinnen oder Schülern zur Internationalen Informatik-Olympiade – und dieses Team zu trainieren ist fast so spannend, wie selber mitzumachen. Hierfür organisiere ich regelmäßig Übungswettbewerbe, coache auf Lehrgängen und fahre ab und zu sogar mit zu den Olympiaden. Weil wir in Deutschland nicht nur begabte und hochmotivierte Teilnehmer, sondern auch eine wirklich nette und leidenschaftliche Gruppe von ehrenamtlichen Coaches haben und gemeinsam auch einiges auf die Beine stellen, macht das jede Menge Spaß!

Welche Hobbies haben Sie sonst noch?

Ich treibe gerne Sport und bin auch abseits von Java und C++ etwas sprachinteressiert: Zur Zeit lerne ich Italienisch, und auch ins Arabische habe ich mal ein Semester lang reingeschnuppert.

Welche Informatik-Systeme bzw. -Werkzeuge (Software, Kommunikationsgeräte,…) nutzen Sie derzeit?

Ich nenne mal nur die spannenden Dinge: Um meine Handgelenke zu schonen, benutze ich meistens Sprachsteuerung (Dragon Professional, mit etwas Vorbereitung/Scripting kann man damit sogar ganz gut programmieren) und das hervorragende, kostenlose Tool „Enable Viacam“. Mit Letzterem lässt sich ohne großen Aufwand und überraschend präzise die Bildschirm-Maus mit dem Kopf steuern – sehr empfehlenswert, falls man mal ohne Hände oder Arme zurechtkommen muss (oder man seinen Computer einfach auf futuristische Weise bedienen möchte).

Was war Ihr größtes Informatik-Erfolgserlebnis?

Im Bundeswettbewerb Informatik und bei der Internationalen Informatik-Olympiade durfte ich mal auf dem Siegertreppchen stehen – das war beide Male ein unglaubliches Gefühl und vor allem wahnsinnig motivierend!

Was bedeutet Informatik für Sie?

Informatik bedeutet für mich ganz dem Namen entsprechend, möglichst viele Menschen mit möglichst hilfreichen Informationen zu versorgen und so eine Welt, die immer enger verflochten ist, möglichst effizient zu organisieren. Durch den Zugang zu Informationen kann die Informatik Menschen schlauer machen und erlaubt ihnen so, informierte Entscheidungen zu treffen – sei es mit dem Wetter von morgen, dem kürzesten Weg zum Ziel, schneller Abstimmung mit dem Freundeskreis oder einem hilfreichen Wissensartikel. Natürlich ist es sehr wichtig, mit diesem großen Potenzial verantwortungsvoll umzugehen!

Nennen Sie uns Ihr „originellstes“ Erlebnis mit Informatik:

Informatikern wird ja manchmal nachgesagt, dass sie sich eher leger kleiden würden. Einen Beweis dafür bot die Olympia-Siegerehrung in Taipeh, bei der selbst die Anwesenheit von hochrangigen Würdenträgern, Presse und Fernsehen einige Teilnehmer nicht davon abhielt, ihre Preise und Ehrungen in gemütlichen T-Shirts und kurzen Hosen entgegenzunehmen.

Was könnten die Schulen, die Lehrer, oder der BwInf selbst besser machen, um Leute für die Informatik zu interessieren und den Bundeswettbewerb Informatik zu motivieren?

Natürlich noch mehr Informatik unterrichten! Andere Fächer haben selbstverständlich auch ihre Berechtigung – erst, nachdem ich mit der Schule fertig war, fiel mir auf, wie viel ich auch in (fast) allen anderen Fächern gelernt habe. Aber dass die Informatik an vielen Orten wie ein Nischenfach behandelt wird, während sie schon jetzt unbestritten unsere Zivilisation prägt, kann ich einfach nicht nachvollziehen.

Wichtig ist mir auch, dass der Kern des Informatikunterrichts nicht sein sollte, einen Computer im Sinn von Excel oder PowerPoint möglichst gut bedienen zu können, sondern zu verstehen, was dahintersteckt: Wie funktioniert ein Algorithmus, ein Netzwerk oder ein Betriebssystem? Wo werden persönliche Daten abgegeben und welche Rückschlüsse lassen sie zu? Was ist eine Komplexitätsklasse und auf welchen Prinzipien basieren Verschlüsselungen oder sogenannte „Künstliche Intelligenz“?

Inwieweit hat deine Schule / haben deine Lehrer dich bei der Teilnahme am BwInf unterstützt?

Ich hatte das Glück, von einer hochmotivierten Informatiklehrerin unterrichtet zu werden, die mich auch stets auf den Bundeswettbewerb Informatik aufmerksam gemacht hat. Unbedingt mitmachen! Außerdem habe ich ab der 11. Klasse ein sogenanntes ‚Schülerstudium‘ an der TU München begonnen, bei dem ich schon die ersten Kurse aus dem Informatik-Studium absolvieren konnte – danach war für mich klar, dass ich in diesem Bereich glücklich werden würde.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Zuletzt habe ich eine Kombination aus Mathematik und Informatik in Oxford studiert und dieses Gebiet gefällt mir weiterhin so gut, dass ich als nächstes gerne einen Doktor daran anschließen würde. Langfristig könnte ich mir gut vorstellen, in die Forschung zu gehen. Doch die Informatik steckt voller Möglichkeiten, daher möchte ich mich noch nicht zu genau festlegen.

Zuletzt: haben Sie einen Tipp für Jugendliche, die sich für ein Studium oder eine Ausbildung im Bereich Informatik interessieren?

Sowohl ein Studium als auch eine Ausbildung in Informatik oder einem verwandten Fach bringt im Moment wirklich viele Chancen mit sich und es gibt kaum Anlass zu glauben, dass sich das in Zukunft ändern sollte. Deshalb möchte ich vor allem Mädchen den Rat geben: Lasst euch nicht einreden, das wäre nichts für euch, bloß weil Frauen in der Informatik bisher weniger häufig auftauchen. Ihr seid hier genau richtig, also lasst euch diese Riesenmöglichkeit nicht entgehen!