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Alan Turing war wegweisend an der Entwicklung verschiedener früher Computer beteiligt, und kann bedeutende Leistungen auf dem Gebieten der Kryptographie, künstlichen Intelligenz und mathematischen Biologie vorweisen. (Stand 25. Juli 2012)

„The idea behind digital computers may be explained by saying that these machines are intended to carry out any operations which could be done by a human computer.“

Alan Turing ist auch Teil der „Wir sind Informatik“ Kampagne.

* 23. Juni 1912 in London – gest.  7. Juni 1954

Am 23. Juni 1912 wurde Alan Mathison Turing in London geboren. Schon als Junge interessierte er sich besonders für Naturwissenschaften und Mathematik, während er Englisch und Latein eher links liegen ließ. Sein Direktor schrieb seinen Eltern: „I hope he will not fall between two stools. If he is to stay at public school, he must aim at becoming educated. If he is to be solely a Scientific Specialist, he is wasting his time at a public school.“

Bereits zur Schulzeit stellte sich heraus, dass der junge Turing schnell für kniffelige Problemlösungen zu begeistern war und gerne mit Experimenten und Objekten auch abstrakten Fragen nachging. Seine Lösungswege waren stets ungewöhnlich – und das blieb auch für den Rest seines Lebens so. Wie sein erster Biograph Newman feststellt, zog Turing es stets vor, Probleme von Grund auf neu anzugehen, ohne sich wesentlich mit Vorarbeiten anderer Mathematiker zu beschäftigen.

1931 begann Turing sein Studium am King’s College in Cambridge und wurde zu einem Fellow erhoben für seine Abschlussarbeit, in der er einen Beweis für den zentralen Grenzwertsatz lieferte.

1936, in einem paper zu David Hilberts Entscheidungsproblem, erfand Turing zum ersten Mal die sogenannte Turingmaschine, einfache, formale Geräte, die Gödels universelle, arithmetisch-basierte formale Sprache ersetzten. Solch ein Gerät ist in der Lage, „jedes vorstellbare mathematische Problem zu lösen, sofern dieses auch durch einen Algorithmus gelöst werden kann“.

Das Berechenbarkeitsmodell der Turingmaschine bildet noch heute eines der Fundamente der theoretischen Informatik.

Obwohl Alonzo Church Hilberts Entscheidungsproblem kurz vorher (wesentlich umständlicher) selbst gelöst hatte, lud er den jungen englischen Mathematiker zu sich nach Princeton ein, wo Turing von 1936 bis 1938 mit Church mathematische Studien betrieb, unter anderem auch im Bereich der Kryptographie.

1938 wurde ihm der Doktortitel von Princeton verliehen und er kam nach Cambridge zurück.

Weil Turing seit 1938 mit der Government Code and Cypher School zusammenarbeitete, wurde er 1939 der Abteilung, die zuständig für das Brechen von Codes war, zugeteilt. Sein neuer Arbeitsplatz war die berühmte Hut 8 in Bletchley Park, etwa 70 km nordwestlich von London.

Vor Ausbruch des Krieges schrieb Turing 3 hochgelobte mathematische paper. In mancher Hinsicht bedeutete der Krieg einen Rückschlag für den Wissenschaftler Turing, der sich als 27jähriger im besten Mathematikeralter befand.

Allerdings war seine Rolle bei der Entschlüsselung deutscher Codes entscheidend – und somit auch für den alliierten Sieg. Bereits nach wenigen Wochen in Blechley Park ließ Turing in Zusammenarbeit mit dem Mathematiker Gordon Welchman eine Maschine konstruieren, die bei der Entschlüsselung des Enigma Codes ebenso hilfreich sein sollte wie Turings mathematische Berechnungen.

Turings Entschlüsselungstechniken und Theoreme waren außerdem auch eine wichtige Inspiration für den Colossus Computer, dem ersten speicherprogrammierbaren Computer der Welt. Nach dem Krieg, von 1945 bis 1947 war Turing zudem intensiv am Design der ACE (Automatic Capacity Engine) beteiligt.

1941 verlobte sich Alan Turing mit Joan Clarke, einer Mathematikerin, die mit ihm in Bletchley Park arbeitete, löste die Verlobung allerdings schnell wieder auf und gestand seiner Verlobten seine Homosexualität.

1948 ging Turing an die Universität von Manchester, wo er an Software für den Manchester Mark I arbeitete, einem der frühesten Computer der Welt. In dieser Zeit, genauer gesagt 1950, erfand er auch den sog. Turing Test, der ein Versuch war, zu definieren, was ‚Intelligenz‘ in Bezug auf Computer bedeutet. Nach Turing kann ein Computer genau dann intelligent genannt werden, wenn ein Gesprächspartner nicht sagen kann, ob es sich bei dem Computer um einen Menschen oder eine Maschine handelt. Dieser Test hatte und hat erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der künstlichen Intelligenz.

Von 1952 bis zu seinem Tod 1954 beschäftigte er sich mit mathematischer Biologie und seine Arbeit aus dieser Zeit gilt als wichtiger Beitrag in seinem Arbeitsfeld.

1952 wurde Turing wegen „grober Unzucht und sexueller Perversion“ angeklagt und verurteilt. Er wurde vor die Wahl gestellt, eine Haftstrafe anzutreten oder seine Homosexualität „behandeln“ zu lassen mit Östrogen.  Diese Behandlung dauerte etwa ein Jahr und führte zu Nebenwirkungen wie Gynäkomastie.

1954 starb Turing an einer Cyanidvergiftung, dem Gerichtsarzt zu Folge handelte es sich um einen Freitod, obwohl es an dieser These durchaus Zweifel gibt.

Der Turing Award wird jährlich von der Association for Computing Machinery an Personen verliehen, die große Arbeit im Informatikbereich geleistet haben. Er wird weithin als Nobelpreis der Informatik angesehen.

Am 10. September 2009 entschuldigte sich der britische Premierminister Gordon Brown im Namen der britischen Regierung für die Verfolgung Turings aufgrund seiner Homosexualität.