Robert Czechowski, 30, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Bundesweiten Informatikwettbewerben. Er widmet sich der Aufgabe, junge Menschen näher an die Informatik heranzuführen. (Stand 10.12.2019)

„Andererseits macht es aber genau dieser technologische Fortschritt notwendig, dass jeder Bürger zumindest über bestimmte Grundkenntnisse in der Informatik verfügt, um nicht aus wichtigen Teilen der Gesellschaft und des gesellschaftlichen Diskurses ausgeschlossen zu werden. Das betrifft insbesondere auch Themenfelder wie Datenschutz, Überwachung von Kommunikation und Bewegung, und die Sicherheit von Wahlcomputern. Nur ein ganz kleiner Teil unserer Bevölkerung verfügt überhaupt über dies Kenntnisse, selbstbestimmt mit seinen Daten umzugehen. Im Sinne einer aufgeklärten Gesellschaft muss sich das ändern.“

Werdegang

Studium: 2009 Abitur,

2015 M.Sc. Physik

2016 B.Sc Mathematik (Uni Göttingen)

Was waren deine ersten Erfahrungen mit Informatik?

Ich war mal mit meiner Oma im Technikmuseum in Berlin. Da stand so eine Art „Binärwand““ – eine Reihe von Lampen, die eine Zahl in Binärdarstellung angezeigt haben. Man konnte Zahlen eingeben und sich binär anzeigen lassen, oder einzelne Lampen ein- und ausschalten und sich die Zahl anzeigen lassen. Das fand ich furchtbar faszinierend, und das hat mich zum ersten mal dazu gebracht, mich für Digitaltechnik zu interessieren. Also ich vor ein paar Jahren dann noch einmal im Technikmuseum war, musste ich aber leider feststellen, dass es diese Binärwand dort inzwischen nicht mehr gibt. Später habe ich habe dann irgendwann angefangen, Programmieren lernen zu wollen.

Zuerst wollte ich C lernen, ich glaube ich fand die Syntax schön und war neugierig, wie das alles funktioniert. Das ist aber erstmal daran gescheitert, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wie man an einen C-Compiler herankommt. Von Linux, das es schon gab, wusste ich damals noch nichts und vom GCC hatte ich auch noch nicht gehört.

Irgendwann bekam ich dann aber mal ein Buch, in dem der Borland C++ Builder mitgeliefert war. Das Buch selbst war im Nachhinein betrachtet eigentlich unglaublich schlecht. Aber immerhin konnte damit dann anfangen, meine ersten Schritte im Programmieren zu machen.

Hast du ein „Informatik-Vorbild“ – wenn ja, wen und warum?

Ich finde die Geschichte von der Entstehung von Linux sehr inspirierend. Linus Torvalds hatte sich damals ein kleines Programm geschrieben, um eine Funktion von seinem neuen Prozessor auszuprobieren: Kontextwechsel für Multitasking, einfach nur aus purem Interesse und Spielerei.

Dann hat er sein Programm hier und da noch ein bisschen erweitert, und irgendwann hatte er – „just for fun“ – ein richtiges Betriebssystem geschrieben: Linux war geboren. Heute ist Linux von Servern, Handys und vielen PCs nicht mehr wegzudenken.

Was interessiert dich an Informatik besonders?

Ich finde es unheimlich spannend, sich mit den theoretischen Grundlagen von Programmiersprachen zu beschäftigen.

Grade die akademischen Sprachen (z.B. Haskell, ML) bieten einem sehr abstrakten Blick auf das Entwickeln von Programmen.

Dahinter steckt am Ende auch viel Mathematik, wichtige Gebiete für Programmiersprachen sind beispielsweise die Typentheorie und die Kategorientheorie.

Letzten Endes habe ich davon viel weniger Ahnung, als ich gerne hätte, und versuche immer noch etwas dazuzulernen.

In welcher Form beschäftigst du dich auch in der Freizeit mit Informatik?

Ich versuche, wenn ich Zeit habe mir auch immer Neues anzuschauen und zu lernen.

Zurzeit lerne ich beispielsweise Rust. Rust wurde von Mozilla entwickelt, um einfacher Speicher- und Threadsichere Programme schreiben zu können, ohne den Overhead eines Garbage-Collectors und aufwändiger Synchronisation in Kauf nehmen zu müssen. Im Wesentlichen ist es eine Weiterentwicklung des Grundgedankens von C++, zusätzliche Abstraktion ohne zusätzliche Laufzeitkosten zu bieten. Außerdem hat Rust ein etwas besseres Typsystem und andere Erleichterungen für den Programmierer.

Welche Informatik-Systeme bzw. -Werkzeuge (Software, Kommunikationsgeräte,…) nutzt du derzeit?

Auf meinem Notebook läuft ein Kubuntu, auf meinem Handy ein Android.

Was ich jedem ans Herz legen kann, ist, sich Git (ein Versionsverwaltungssystem) und LaTeX (das Textsatzsystem) anzuschauen bzw. zu erlernen.

Git ist ein dezentrales Versionsverwaltungssystem. Es eignet sich zum Versionieren von fast allem, was im weitesten Sinne aus Textdateien besteht. Also neben reinem Quelltext auch Konfigurationsdateinen, Notizen und Dokumentationen. Übrigens bietet der BWINF neuerdings für BWINF-Nahe Projekte oder Teilnahmen am Bundeswettbewerb auch einen GitLab-Server an: git.bwinf.de.

LaTeX ist ein Textsatzprogramm. Das erstellt aus einem mit Auszeichnungen versehenen Text ein professionell gesetztes Dokument (z. B. im PDF-Format), das optisch um ein vielfaches besser aussieht, als alles was man mit Word und Co. hinbekommen kann.

Ansonsten benutze ich noch Emacs, einen programmierbarer Editor, der selbstverständlich wesentlich besser ist als Vi.

Was war dein größtes Informatik-Erfolgserlebnis?

Dass ich mit dem Wissen, das ich mir selbst angeeignet habe, erfolgreich am BwInf teilnehmen konnte, war ein sehr großes Erfolgserlebnis für mich.

Was bedeutet Informatik für dich?

Zur Informatik gehören für mich einerseits natürlich die klassischen Aspekte der Algorithmik und anderer Bereiche der theoretischen Informatik. Aber auch angewandte Bereiche, wie das Handwerk des Programmierens und Techniken des Softwaredesign gehören dazu.

Letzendlich zählen aber auch gesellschaftliche Aspekte zur Informatik. Einerseits hat der technologische Fortschritt der letzten 20 Jahre – auch und vor allem durch die Informatik – Interaktionen ermöglicht, die vorher unvorstellbar schienen.

Andererseits macht es aber genau dieser technologische Fortschritt notwendig, dass jeder Bürger zumindest über bestimmte Grundkenntnisse in der Informatik verfügt, um nicht aus wichtigen Teilen der Gesellschaft und des gesellschaftlichen Diskurses ausgeschlossen zu werden.

Das betrifft insbesondere auch Themenfelder wie Datenschutz, Überwachung von Kommunikation und Bewegung, und die Sicherheit von Wahlcomputern. Nur ein ganz kleiner Teil unserer Bevölkerung verfügt überhaupt über dies Kenntnisse, selbstbestimmt mit seinen Daten umzugehen. Im Sinne einer aufgeklärten Gesellschaft muss sich das ändern.

Hast du während der Schulzeit oder Ausbildung bzw. neben Schule und Studium bereits berufliche Erfahrung gesammelt oder dich anderweitig im Bereich Informatik engagiert? Bitte beschreibe kurz deine Erfahrungen:

Während meiner Zeit im Studentenwohnheim war ich als Netzwerktutor aktiv.  In unserem Wohnheim hat das Netzwerktutorium die komplette Netzwerkinfrastruktur selbst verwaltet. Dadurch gab es immer was zu tun, aber auch sehr viel zu lernen. Seitdem beschäftige ich mich auch mit Freifunk.

Freifunk ist der Versuch, Meshnetzwerke aufzubauen – also Netzwerke in denen sich die Access-Points über WLAN oder Kabel untereinander direkt verbinden. Letztendlich sollen daraus Netzwerke entstehen, die auch nach Ausfall des Internet noch benutzt werden können. Da die Meshnetze üblicherweise auch noch an das Internet angebunden werden, hat das auch noch für viele Leute den netten Nebeneneffekt, dass Freifunk-Knoten zusätzlich auch noch einen freien Zugang zum Internet anbieten können.

Inwieweit hat deine Schule / haben deine Lehrer dich bei der Teilnahme am BwInf unterstützt?

Ein Lehrer des Felix-Klein-Gymnasium in Göttingen – Herr Schütz – hatte mich damals überhaupt erst auf den BwInf aufmerksam gemacht.

An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Sie, Herr Schütz!

Ansonsten gab es aber leider nur ganz vereinzelt Lehrer, die überhaupt wussten, dass es sowas wie den BwInf gibt.

Was könnten die Schulen, die Lehrer, oder der BwInf selbst, besser machen um Leute für die Informatik zu interessieren und den Bundeswettbewerb Informatik zu motivieren?

Schulen sollten verstärkt und früher Kuse mit Informatikinhalten anbieten – sowohl verpflichtende als auch freiwillge Kurse.

Der BwInf hat, wie ich glaube, auch die Aufgabe, Schüler zu erreichen, die begabt sind, aber nicht durch Lehrer darauf angesprochen werden. Um das zu erreichen, wäre es gut, noch mehr als bisher in der Zielgruppe present zu sein. Das könnte zum Beispiel erreicht werden durch Ankündigungen in IT-Nachrichtenportalen, Foren und anderen Programmiercommunities.

Zuletzt: Hast du einen Tipp für Jugendliche, die sich für ein Stuium oder eine Ausbildung im Bereich Informatik interessieren?

Solange ihr könnt, nehmt am Bundeswettbewerb Informatik teil! Das macht nicht nur Spaß, man lernt auch sehr viele Leute kennen, die ähnliche Interessen haben, wie man selbst. Und ganz nebenbei lernt man unglaublich viel in den drei Runden vom BwInf.

um Studium: Wer schon programmieren kann und da Spaß dran hat, sollte im Informatikstudium eigentlich keine Probleme haben. Etwas ungewohnt ist am Anfang vielleicht die Mathematiklastigkeit – aber davon sollte man sich auf keinen Fall abschrecken lassen, das geht vorbei! Wen man dann nach 2 oder 3 Semestern merkt, dass ein Informatikstudium doch nichts für einen ist, ist das auch kein Beinbruch. Ein Wechsel zu einem anderen Fach oder zu einer Ausbildung ist immer noch möglich. Und in den meisten Fällen kann man sich dort auch seine schon gehörten Informatikvorlesungen anrechnen lassen.

Kontakt:

E-Mail-Adresse: czechowski@bwinf.de

Telefonnummer: 0228 97626999

Fax-Nummer: 0228 3729001