Coden – Programmieren – nur was für Männer? Quatsch, finden die Code Girls, und zeigen Frauen, dass Coden Spaß machen kann. Hinter den Code Girls stecken Julia Hoffmann und Natalie Sontopski. Zusammen haben sie auch ein Buch geschrieben, „We Love Code!: Das kleine 101 des Programmierens“ (Zweitausendeins).

„Ich finde es wichtig, dass den Leuten vermittelt wird, dass Informatik etwas mit ihrem Leben zu tun hat und dass sie mit Programmiersprachen kreativ werden können. Ich glaube, es ist am besten, ein konkretes Problem mit Hilfe der Informatik zu lösen, z.B. aufzuzeigen, wie mit kleinen Programmen Zutatenmengen in Rezepten umgerechnet werden können oder wie man selbst eine Website bastelt für den eigenen Verein o.ä..“

Was waren Ihre ersten (aktiven) Erfahrungen mit Informatik?

In der siebten Klasse war die “Informationstechnische Grundbildung” ein Pflichtfach in unserer Schule. Leider hatte der Unterricht nicht so viel mit Programmieren zu tun – ich kann mich nur noch daran erinnern, dass wir im Word Flyer gestaltet haben und hauptsächlich darauf warteten, dass der Lehrer das Zimmer verließ (was er oft tat), um zu chatten oder Bomberman zu spielen.

Haben bzw. hatten Sie ein „Informatik-Vorbild“ – wenn ja, wen und warum?

Das hatte ich nicht, da ich mich lange nicht mit Informatik beschäftigt habe und als Schülerin eher an Musik und langen Kaffeerunden mit meinen FreundInnen interessiert war. Aber als ich mich näher mit der Thematik beschäftigte, habe ich schnell erkannt, dass es in der Geschichte der Informatik doch recht schillernde Persönlichkeiten gab – Ada Lovelace zum Beispiel, die nicht nur programmiererisch ihrer Zeit voraus war, sondern neben dem Zahlen dem Glücksspiel sehr zugeneigt war und das viktorianische London unsicher gemacht hat. Alan Turing war auch eine faszinierende Person.

Was interessiert Sie an Informatik besonders?

Am meisten beschäftigt mich der Umgang der Menschen mit technischen Innovationen. Informatik interessiert mich besonders, wenn sie das Leben der Menschen erleichtern will. Damit meine ich nicht die tausendste Lieferservice-App, die angeblich unser Leben radikal verändern wird, sondern z.B. Roboter-Hunde als Begleiter für Senioren. Ich hoffe, in der Zukunft wird die Informatik dazu beitragen, dass wir mehr Freizeit und umweltschonendere Verkehrsmittel haben.

In welcher Form beschäftigen Sie sich auch in der Freizeit mit Informatik?

Ich beschäftige mich hauptsächlich in meiner Freizeit mit der Informatik, die Gruppe Code Girls betreiben meine Mitstreiterin Natalie und ich neben unseren Jobs. Wir veranstalten Workshops und Vorträge für Frauen, da im Moment das Programmieren noch eine ziemlich männliche Angelegenheit ist. Wir finden es aber wichtig, dass auch Frauen die digitale Welt mitgestalten. Wir organisieren die Veranstaltungen, probieren Programmierkurse aus oder halten selbst Vorträge über die Code Girls oder unser Buch “We Love Code!”. Ich bin aber auch froh, wenn ich einfach mal mit einem Buch in der Sonne oder auf der Couch liegen und den Laptop für ein paar Stunden zur Seite legen kann.

Welche Hobbies haben Sie sonst noch?

Ich gehe gerne auf Konzerte und ins Kino, lese oder treffe mich mit FreundInnen. Außerdem habe ich im vergangenen Jahr mit dem Joggen angefangen. Ich hätte nie gedacht, dass es mir Spaß macht, aber dabei bekomme ich super den Kopf frei.

Welche Informatik-Systeme bzw. -Werkzeuge (Software, Kommunikationsgeräte,…) nutzen Sie derzeit?

Ich bastele hauptsächlich Websites mit WordPress, dafür schaden HTML und CSS-Kenntnisse auf jeden Fall nicht. In meinem Job spielen Adobe InDesign, Typo3 und Umfrage-Tools wie Limesurvey eine Rolle.

Was war Ihr größtes Informatik-Erfolgserlebnis?

Durch ein WordPress-Update ist plötzlich eine ganze Website zusammengebrochen und es war nur noch ein weißer Bildschirm zu sehen. Ich habe nach langer Spurensuche den Fehler in einem Plugin gefunden, erst meinen Code repariert und dann meine Lösung dem Entwickler mitgeteilt. Am nächsten Tag war der Fehler behoben und ich war schon ein bisschen stolz.

Was könnten die Schulen, die Lehrer, oder der BwInf selbst, besser machen um Leute für die Informatik zu interessieren und den Bundeswettbewerb Informatik zu motivieren?

Ich finde es wichtig, dass den Leuten vermittelt wird, dass Informatik etwas mit ihrem Leben zu tun hat und dass sie mit Programmiersprachen kreativ werden können. Ich glaube, es ist am besten, ein konkretes Problem mit Hilfe der Informatik zu lösen, z.B. aufzuzeigen, wie mit kleinen Programmen Zutatenmengen in Rezepten umgerechnet werden können oder wie man selbst eine Website bastelt für den eigenen Verein o.ä..

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Wir werden mit den Code Girls hoffentlich noch viele interessante Veranstaltungen organisieren und bei den Teilnehmerinnen für Aha-Erlebnisse sorgen. Außerdem freuen wir uns, dass bald die zweite Auflage unseres Buchs erscheint und hoffen, dass es vielen Leuten Lust aufs Programmieren macht.

Zuletzt: haben Sie einen Tipp für Jugendliche, die sich für ein Studium oder eine Ausbildung im Bereich Informatik interessieren?

 Um Informatik zu studieren oder eine Ausbildung zu machen, muss man nicht schon seit der 5 Klasse an Programmen und Computern getüftelt haben. Was man unbedingt mitbringen sollte, ist Neugier und Freude daran, Probleme zu lösen und sich stundenlang in ein Thema zu vertiefen. Wenn man in den ersten Lehrveranstaltungen nur Bahnhof versteht, nicht entmutigen lassen! Wichtig ist es, Programmier-Projekte zu finden, die einem Spaß machen und daran zu üben – das kann eine App, eine Website oder eine Animation sein. Das Gefühl, wenn ein Programm funktioniert, entschädigt für alle Momente, in denen man am liebsten in die Tischkannte gebissen hätte.

Kontakt

E-Mail-Adresse: info@codegirls.de

Website: codegirls.de