Tanja Maaß, geb. Krüger, gründete 2003 die Resolto Informatik GmbH, ein auf Künstliche Intelligenz für die Industrie spezialisierter Softwarehersteller in Herford und ist dort bis heute geschäftsführende Gesellschafterin. Die Verbindung von Informatik- und Ingenieurswissenschaften mit immer neuen Forschungsansätzen und Einsatzgebieten unterstützt sie ehrenamtlich als Präsidentin des Innovationsnetzwerks InnoZent OWL und im VDI-Vorstand als Sprecherin des Arbeitskreises Informatik.

„Wenn du dich für Informatik interessierst, wird der Beruf für dich mit hoher Wahrscheinlichkeit super Chancen bieten.“

Motto: Finde heraus was du wirklich willst und tu es!

Frau Krüger, wie sind Sie zur Informatik gekommen?
Mathematik fiel mir in der Schule leicht und bereits in der siebten Klasse belegte ich eine Informatik AG. Dennoch liebäugelte ich auch eine ganze Weile mit der Alternative, Journalistin zu werden, und arbeitete neben Schule und Studium als freie Mitarbeiterin für den WDR. Letztendlich war auch etwas Vernunft dabei, als es doch die Informatik wurde: Dort sah ich das größere Zukunftspotenzial und schließlich wollte ich ja auch eines Tages einen gut bezahlten Job bekommen.

Was hat Ihnen an Ihrem Studium besonders gefallen und wie war die Situation als eine der wenigen Frauen im Informatikstudium?
Mit dem Studium begann für mich eine komplett andere Zeit: Neue Stadt, neues Zuhause, keine Lehrerinnen und Lehrer, die sauer werden, wenn man die Vorlesung schwänzt und die Notwendigkeit, Geld zu verdienen, weil meine Mutter nun weder für mich kochen konnte, noch meine Wäsche wusch. Insofern brachte mein Studium eine steile Lernkurve auf zahlreichen Ebenen.

Wir waren insgesamt eine übersichtliche Studierendenzahl in meinem Jahrgang, außer mir gab es nur eine weitere Frau. Deswegen wurde sie aber dennoch nicht meine engste Kommilitonin. Mit einer festen Gruppe trafen wir uns nachmittags häufiger zu dritt oder zu viert, um Aufgaben und Projekte gemeinsam anzugehen. Gerade diese Gemeinschaft (uns verband ja viel mehr als das Fachgebiet, denn wir waren alle Zugezogene) empfand ich als besonders wertvoll.

Damals wie heute sind die meisten meiner Fachbegleiter zwar männlich, aber das habe ich nie als negativ empfunden.

Nach dem Studium und fünfjähriger Berufstätigkeit haben Sie das Unternehmen Resolto Consulting gegründet. Was genau bietet Ihre Firma an und was sind Ihre Aufgaben? Wir haben uns auf Online-Lösungen, also auf die Programmierung von Software auf Basis von Internettechnologien und -anforderungen konzentriert. Dabei geht es um Möglichkeiten, Informationen weiträumig und kanalisiert verfügbar zu machen, sowie um die Optimierung von Kommunikationsprozessen. Ich habe dieses Fachgebiet bereits bei meinem ersten Arbeitgeber bearbeitet, jedoch hat sich durch meine Selbstständigkeit die Arbeit gewandelt, denn als Geschäftsführerin sind natürlich auch kaufmännische Aufgaben dazugekommen, zum Beispiel Budgetplanung, Vertrieb oder auch strategische Unternehmensplanung. Mein Team besteht aus zehn Leuten. So müssen Aufgaben sinnvoll aufgeteilt werden und viele operative Tätigkeiten, insbesondere die Programmierung, liegen nicht mehr bei mir.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Mein Aufgabenschwerpunkt liegt in der Beratung unserer Kundinnen und Kunden sowie in der Konzeptionierung von Projekten. Ein typischer Tag beginnt aber in meinem Büro (wir beginnen zwischen 8.00 Uhr und 9.00 Uhr) bei einer Tasse Kaffee vor meinem E-Mail-Postfach. An einem typischen Tag führe ich zudem mehrere Kundengespräche. Es gilt Anforderungen aufzunehmen und zu verstehen. Auf Basis dieser Informationen muss dann geprüft werden, ob der Markt bereits passende bzw. fertige Lösungen bietet oder ob wir, eventuell mit Partnerunternehmen, neue Komponenten programmieren müssen. Innerhalb der Projekte gibt es dann weitere Termine zur Abstimmung der Zwischenstände und auch nach Abschluss einer Arbeit gibt es immer wieder mal Gesprächsbedarf – aus Servicegründen, aber auch weil vielleicht Änderungen oder Erweiterungen anliegen.

Was sind für Sie die größten Herausforderungen?
Im Berufsleben war für mich die größte Herausforderung herauszufinden, wo ich eigentlich hinwollte, was ich tun wollte und dann natürlich auch, dahin zu kommen. Auch wenn es nach einer Plattitüde klingt: Man muss eben zeitweise gegen den Strom schwimmen und darf sich von Miesmachern nicht verunsichern lassen.

Im Alltag ist meine größte Herausforderung natürlich, jeden Monat die Gehälter für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erwirtschaften und dabei mit dem Team eine so gute Arbeit zu machen, dass Resolto auch zukünftig ein sicherer Arbeitsplatz bleibt.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen sehen Sie für Ihr Tätigkeitsfeld in der Zukunft?
Nach einer Zeit der Verunsicherung in unserer Branche zeichnet sich am Markt derzeit ein Aufwärtstrend ab. Die Informationstechnologien sind aus der wirtschaftlichen Entwicklung nicht mehr wegzudenken und werden alle zentralen Prozesse auch zukünftig begleiten. Know-how und Innovationskraft sind der wesentliche Schlüssel, um erfolgreich zu sein. Dadurch, dass Resolto flexible und skalierbare Lösungen auf Maß fertigt, wird es noch lange Aufgaben für uns geben.

Was braucht eine Informatikerin Ihrer Meinung, nach um im Beruf voranzukommen?
Ein gutes Feingefühl für echte Effizienz und die Fähigkeit, im Team zu arbeiten. Dadurch erreicht man auf der einen Seite die Optimierung und Reduktion von Lösungen (zum Beispiel übersichtliche und lesbare Codes, korrekt dimensionierte Funktionen) und schafft auf der anderen Seite auch die leider immer noch zu häufig unterschätzte Schnittstelle zum Menschen – sei es Kollege/Kollegin oder Kunde/Kundin.

Welchen Rat würden Sie einer interessierten Schülerin mit auf den Weg geben?
Wenn du dich für Informatik interessierst, wird der Beruf für dich mit hoher Wahrscheinlichkeit super Chancen bieten. Lass dich also nicht beirren und mach den nächsten Schritt. Ein gutes Projekt, um herauszufinden, ob einem die Thematik liegt, ist zum Beispiel sich ein kleineres Programmierprojekt vorzunehmen. Vielleicht gibt es so eine Möglichkeit bereits an deiner Schule in einer AG? Gut ist auch ein Praktikum in einem Software-Haus oder, falls zeitlich möglich, die freie Mitarbeit in einer solchen Firma.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie – was sagen Sie als Informatikerin und Unternehmerin dazu?
Zwar habe ich einen wundervollen Partner, aber bislang keine Familie – was nicht heißt, dass das so bleiben muss. Ich bin davon überzeugt, dass es gute Möglichkeiten gibt, Kinder und Beruf harmonisch zu verbinden.

 

URL: http://www.kompetenzz.de

[Quelle (Text u. Bild) Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit.
Das Interview führte Ines Großkopf.]